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Vom Loslassen und Einladen

  • Autorenbild: Giselle Leitner
    Giselle Leitner
  • 2. Juli
  • 3 Min. Lesezeit
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Loslassen kann so unglaublich schwer sein.


Gestern hatte meine Tochter einen Kaugummi in den Haaren kleben. Relativ hoch oben, sehr mittig, sehr breit gedrückt – da gab es einfach keinen Weg an der Schere vorbei und die Haare mussten um etwa die Hälfte gekürzt werden.


Nun ist es so, dass die kleine Dame nicht nur sehr stolz auf ihre Haare ist, sondern die Themen Loslassen und Veränderung ganz insgesamt eine große Herausforderung für sie darstellen. So auch bei den Haaren.


„Mama, das sind doch MEINE Haare“, hat sie ganz verzweifelt gerufen, als das abgeschnittene Häufchen vor uns lag. Wir haben die Haare bestaunt und gestreichelt und als ich sie schließlich in Richtung Mistkübel tragen wollte hat sie laut gerufen:


„Aber die kannst du doch nicht einfach wegwerfen – wir müssen sie begraben!“


Sie hatte eine klare Vorstellung. Also packten wir all die Haare in eine kleine Tasche und marschierten Hand in Hand in Richtung Wald. Unterwegs wanderten noch zahlreiche Wildblumen von den Feldrändern und Wiesen in die Tasche, immerhin muss auch ein Haarbegräbnis feierlich von Statten gehen.


Am Wäldchen angekommen richteten wir unter einem Hollerstrauch ein Nest aus Haaren, mit Blumen geschmückt und stellten uns vor, wie eine Haselmausmutter ihre Jungen in der kommenden Nacht in dieses wunderschöne, warme und weiche Nest gebärt.


Loslassen ist so unglaublich schwer


Warum erzähle ich das?

Weil mir seit langem mal wieder klar geworden ist wie unglaublich schwer wir Menschen uns von etwas altvertrautem Trennen können; und hier muss es gar nicht um unmittelbar greifbare Dinge gehen, wie alte Bücher, liebgewonnene Souvenirs, kleine Geschenke oder Kleidung. Auch alte Gewohnheiten, Routinen oder Glaubenssätze sind uns vertraut geworden und schenken uns – egal wie hinderlich sie unter Umständen sein können – ein Gefühl von Sicherheit und Halt.


In meiner Arbeit als Therapeutin, vor allem aber auch in meinen Ernährungsprogrammen, in denen ich Menschen helfe nachhaltig gesunde Routinen zu etablieren, erlebe ich immer wieder das gefühlte Scheitern am Loslassen.


Egal ob es der Wunsch ist auf Zucker zu verzichten, Kilos zu verlieren oder damit aufzuhören immer jedem zu helfen, obwohl die eigenen Ressourcen nicht mehr für einen selbst reichen; es geht immer darum, etwas gut bekanntes zu verabschieden, loszulassen.


Loslassen braucht ein Ritual


Meine Tochter hat mich gestern daran erinnert – Loslassen braucht einen bewussten Abschied, ein Ritual; eben ein Begräbnis für Haare.


Vielleicht dürfen wir dieses kindliche Bedürfnis auch in uns beachten und erstmal würdigen, was uns das, was verabschiedet werden soll, gegeben hat.


Die Extrakilos haben uns vielleicht einen Schutzpanzer geboten um unsere verletzte Seele zu halten, die Süßigkeiten haben uns Trost gespendet, wenn wir alleine waren, haben uns belohnt, wenn wir etwas erledigt haben, vielleicht aber haben sie einfach nach Kindheit und Geborgenheit, nach Sommerferien und guter Laune geschmeckt. Der Kaffee unmittelbar nach dem Aufstehen hat uns das Gefühl vermittelt wach zu werden, hat ein Startsignal für den kommenden Tag gegeben.


Jede Gewohnheit war uns irgendwann dienlich.


Egal was wir loslassen wollen, jede Gewohnheit, jede Routine, jeder Glaubenssatz und auch jede Substanz hatte für eine gewisse Zeit eine Funktion, die uns auf irgendeine Weise dienlich war – und genau dort dürfen wir hinschauen und auch Dankbarkeit zeigen.


Wir dürfen erkennen, wo etwas hilfreich empfunden wurde und warum es dies nicht mehr ist. Und auch hier lohnt es sich ein wenig tiefer zu gehen, die Veränderung im Außen und im Innen zu betrachten, die dazu geführt hat, dass wir nun Loslassen wollen.


Vielleicht haben wir erkannt, dass die Tasse Kaffee direkt nach dem Aufstehen unseren Cortisolspiegel unnötig pusht und so Stress erzeugt. Wir spüren, dass es andere Wege gibt morgens wach zu werden, zum Beispiel durch eine hormonelle Balance.


Erst dann, wenn wir anerkennen und loslassen, kann nachhaltige Veränderung eintreten; neue Gewohnheiten dürfen an den Platz alter treten und auch in diesem Schritt gilt es sich Zeit zu nehmen um zu spüren, wie diese Neuerungen wirken, wie sie sich anfühlen, wie sie Routine und irgendwann Alltag werden.


Veränderung benötigt Mut


Veränderung und Loslassen kostet viel Mut, Geduld und liebevolle Aufmerksamkeit uns selbst gegenüber – und manches Mal (wie bei meiner Tochter) einen Menschen, der an unserer Seite geht und mit uns gemeinsam dorthin sieht, wo es wehtut und wo die Veränderung zu Motivation und Ziel wird.


Wenn du spürst, dass auch du eine Veränderung möchtest, dass du bereit bist alte Gewohnheiten und Routinen gehen zu lassen und dir Begleitung wünschst, dann bin ich da. Ich gehe den Weg mit dir, ich stehe an deiner Seite und gemeinsam schafft du es auch dein Ziel zu erreichen.

 
 
 

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